about
Über Ölgemälde und mich
Inhaltsverzeichnis
- Was ist das Besondere an einem Ölgemälde?
- Wie sollten Ölgemälde aufbewahrt werden?
- Wie erkenne ich ein echtes Ölgemälde?
- Wann sollte ein Ölgemälde restauriert werden?
- Was ist ein Firnis?
- Wann braucht ein Bild eine Auffrischung?
- Alte Firnis entfernen?
- Technische Ansätze & Philosophie
Was ist das Besondere an einem Ölgemälde?
Ölfarben bestehen aus Pigmenten, die in Öl (meist Leinöl) gebunden sind. Sie trocknen nur sehr langsam, was dem Künstler ein grösseres Nuancenreichtum erlaubt. Die Farben bleiben über viele Jahre intensiv und brillant, mit einer unübertroffenen Farbtiefe.
Ölmalerei erlaubt Schichtenbildung (Lasur oder Impasto), wodurch Tiefe und Struktur entstehen. Die Oberfläche kann je nach Technik glänzend oder matt erscheinen.
Richtig behandelt können Ölbilder Jahrhunderte überdauern (siehe alte Meisterwerke). Es besteht eine Empfindlich gegenüber Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen, Licht und mechanischer Belastung.
Wie sollten Ölgemälde aufbewahrt werden?
Konstante Temperatur (idealerweise 18–21°C) und Luftfeuchtigkeit (ca. 45–55 %). Vermeiden Sie die unmittelbare Nähe zu einem Heizkörper oder die Aufbewahrung in feuchten Räumen. Direkte Sonneneinstrahlung sollte wegen der Hitze auch vermieden werden.
Am besten ist eine LED Beleuchtung oder indirektes Tageslicht. Niemals Halogenstrahler oder Spots in unmittelbarer Nähe verwenden. Sie produzieren viel Abwärme, so dass mit der Zeit die Oberfläche beeinträchtigt wird.
Beim Hängen: Bild mit Abstand zur Wand (z.B. Keilrahmen), und sorgen Sie für eine regelmässige Durchlüftung. Wenn Ihr Ölbild auf Leinwand gemalt ist, welche zuvor auf einen Keilrahmen aufgespannt wurde, dann besitzt die Farbfläche ausreichend Abstand zur Wand.
Lagern Sie die Bilder stets aufrecht und sorgen sie dafür, dass keine Druckstellen in der Leinwand entstehen.
Ein guter Bilderrahmen schützt vor Staub und mechanischen Schäden und schaut erst noch hübsch aus. Glas empfiehlt sich nur bei Grafiken wie Zeichnungen, Pastellen, Aquarellen oder sonstigen Papierarbeiten.
Staub mit weichem, trockenem Pinsel entfernen. Kleine Fleckchen sollten nur mit einem feuchten Baumwolltuch ganz vorsichtig entfernt werden. Eine professionelle Reinigung sollte den Fachleuten überlassen werden.
Wie erkenne ich ein echtes Ölgemälde?
Beispielsweise an der Textur. Bild mit Licht von der Seite beleuchten. Ölgemälde haben oft sichtbare Pinselstriche, Erhebungen oder Strukturen – die sogenannte Impasto-Technik. Ein Acrylbild kann auch Struktur haben, aber ist meist glatter und „künstlicher“ in der Oberfläche.
Ölfarben können auch nach Jahren noch leicht ölig oder harzig riechen (aber bitte nicht zu tief drauf schnuppern).
Ölbilder haben eine besondere Farbtiefe – satt, leicht glänzend (aber nicht wie Plastik). Aquarell oder Tempera wirkt eher matt, Acryl kann glänzend, aber flacher wirken.
Klassisch werden Ölbilder auf Leinwand, Holz oder sogar Kupferplatten gemalt.
Wann sollte ein Ölgemälde restauriert werden?
Manche Schäden sieht man sofort, andere sind eher subtil. Hier die häufigsten Warnzeichen:
Vergilbter Firnis äussert sich in stumpf wirkenden Farben, da kann eine Reinigung helfen. Feiner Krakelee wie dünne Rissmuster sind oft harmlos, sollten aber beobachtet werden. Staub oder Schmutz in Vertiefungen der Malfläche.
Ernstere Schäden sind Risse im Farbfilm oder der Leinwand, Farbabplatzungen (lose oder fehlende Farbpartikel), Schimmel oder Stockflecken auf der Rückseite oder an Rändern oder Verformung des Keilrahmens (z.B. wellige Leinwand).
Wasserflecken, Schimmelgeruch oder Insektenbefall sollte am besten unverzüglich von einer Fachperson geprüft werden lassen!
Was ist ein Firnis?
Firnisse sind so ein bisschen die unsichtbaren Helden der Ölmalerei – sie schützen, verschönern und können ein Bild komplett verändern (zum Guten oder Schlechten). Ein Firnis ist eine transparente Schutzschicht, die nach dem Trocknen der Farbe aufgetragen wird. Traditionell besteht der Firnis aus natürlichen Harzen, moderne Produkte verwenden meist synthetische Materialien.
Der Zweck ist, dem Bild Schutz vor Staub, Schmutz und Feuchtigkeit zu bieten, und als Oberflächenauffrischung Farben wieder satter und brillianter wirken zu lassen, sowie die Farbflächenangleichung, wenn matte oder/und glänzende Stellen die Oberflächenwirkung irritiert.
Es kann unterschieden werden zwischen Retouchierfirnis, der einzelne Partieen an die Gesamtkomposition angleicht. Die zweite Art Firnis ist der Schlussfirnis, welcher erst bei vollständiger Durchtrocknung der Farbe (6-12 Monate) aufgetragen wird.
Wann braucht ein Bild eine Auffrischung?
Wenn der Firnis gealtert ist, hat er sich gelblich oder gräulich verfärbt. Das Bild wirkt dann matt und stumpf, mit einem ungleichmässigen Glanz. Das Bild hat vielleicht in einer Kirche gehangen und viel Russ von den Kerzen abbekommen. Oder Nikotin. Oder sonstige Einwirkungen wie Staub, Licht, schwankendes Klima.
Eine Auffrischung ist nach einer Reinigung angebracht, wenn der Firnis abgetragen werden musste und daher ersetzt werden muss, um wieder Schutz gegen äussere Einflüsse zu gewähren.
Alter Firnis entfernen?
Der alte Firnis wird mit speziellen Lösemitteln abgetragen. Das geht Schicht um Schicht – ohne die eigentliche Farbschicht oder Lasur darunter zu beschädigen. Danach wird ein neuer Firnis aufgetragen. Kunstwerke müssen spätestens nach Jahrzehnten sich einer klassischen Restaurierungsmaßnahme unterziehen – bedeutende Altmeister etwa. Da geht die Restauratorin oder der Restaurator mit dem Wattestäbchen Quadratzentimeter um Quadratzentimeter vor – das dauert. Definitiv ein Fall für die Profis …
Barockgemälde. Mit Firnis (linke Hälfte) und ohne.
Foto: Urs Kupferschmied
Technische Ansätze & Philosophie
Nach den obigen Betrachtungen zu Ölgemälden folgen ein paar Gedanken zu meiner Arbeitsweise.
Dabei lege ich grossen Wert auf hochwertige Qualität, sowohl bei Maluntergründen als auch bei Farben, bei Pinseln, Werkzeugen und weiteren Hilfsmitteln, was den langfristig maximalen Nutzen für Sie als Kunstkonsumenten sichert.
Meine Arbeit als Künstler der Malerei, Zeichnung und Fotografie ist reine Kommunikation. Dabei beziehe ich mich auf den Austausch von Emotionen, Gedanken, Ideen und Erfahrungen anhand meiner künstlerischen Ausdrucksform. Kunst fungiert als Medium oder Brücke, über die Kommunikation stattfindet – oft nonverbal, intuitiv und emotional.
Dabei bringe ich persönliche Gedanken, Erfahrungen oder gesellschaftliche Themen mit ein. Sie als Betrachter „lesen“ das Werk auf ihre eigene Weise – interpretieren es, fühlen mit oder reflektieren darüber. Auch ohne Worte entsteht so eine Art Dialog. Kunst kann Menschen ins Gespräch bringen – über Interpretation, Gefühle, kulturelle Hintergründe oder unterschiedliche Sichtweisen.
Dabei gebe ich mir immer Mühe, Vagheiten oder Zweideutigkeiten so weit als möglich zu umgehen, um Fehlinterpretationen ausschliessen zu können, sofern genau dies nicht Thema einer Arbeit ist. Das wird mir aber nicht immer gelingen – Berufsrisiko.
Kunst kann Gefühle wecken, die schwer in Worte zu fassen sind – Trost, Inspiration, Wut, Freude. Das kann sehr heilsam oder erweiternd wirken. Der/die Betrachtende wird angeregt, über sich selbst, die Gesellschaft oder bestimmte Themen nachzudenken.
Kunst bringt Menschen dazu, Stellung zu beziehen. Selbst wenn sie empört sind, reden sie darüber – und das kann wertvoll sein. Kontroverse Kunst regt Debatten an und bringt Themen auf den Tisch, die sonst verdrängt würden. Provokation ist oft ein Stilmittel, um Missstände sichtbar zu machen. Kunst wird so zum Sprachrohr für Menschen oder Themen, die sonst nicht gehört werden.
Provokante Kunst kratzt an der Oberfläche. Das fordert heraus – aber genau dadurch findet Weiterentwicklung im Denken statt. Wir werden geflutet von ungelösten zivilisatorischen Problemen. Von daher ist die Forderung einer pragmatischeren Sichtweise wünschenswert. Eine dahingehende künstlerische Provokation ist zwar nicht gefällig, bleibt aber länger im Kopf. Sie zwingt einen, Position zu beziehen, selbst wenn es nur im Stillen passiert – und das ist bereits ein sehr intensiver Kommunikationsakt.
Auf diese Weise kann ich also in einen Dialog treten, welche eine Entsprechung evoziert, die mir immer wieder mal wunderbare Momente „bescheren“. Solch rührende wie wertvolle Momente sind denn auch mit ein Grund, warum ich gerne Künstler bin.
Ich habe Kunst studiert, autodidaktisch, und bin ausgebildeter Autolackierer mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis EFZ, was mir in der Entscheidungsfindung zur Umsetzung meiner Ideen hoffentlich stets zu Gute kommt. Es dreht sich ja immer darum, wie die innere Vision künstlerisch am besten umgesetzt wird, und ob das ausgewählte Konzept diese Aussage dann auch unterstützt. Wobei die Auswahl des Bindemittels einer Farbe (Öl, Naturharz, Nitrocellulose, Kunstharz, Wachs u.a.) nur der kleinere Part ist, natürlich kommt es in erster Linie auf die Form und Komposition an, aber eben auch auf die Wahl der Farbe.
Um diese Gefühle und Stimmungen noch besser transportieren zu können, versuche ich fortwährend, meine Ausdrucksform zu optimieren. Und da ich der Meinung bin, dass die Malerei lebendiger denn je ist und die Menschheit noch lange nicht „alles“ gemalt, gibt es da auch noch Einiges zu erschliessen.
Eine kleine Publikation gibt es auch von mir: Verdichtung: Übermalte Fotografien mit Lack und Farbe im Verlag Epubli, Berlin 2020.
Atelier
Neue Welt 5
CH-9464 Rüthi
T. +41 76 524 06 58
Urs Kupferschmied auf Instagram und facebook folgen